Über mich

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me 2020 500Herr Musolf, bitte stellen Sie sich unseren Leserinnen und Lesern kurz vor und erzählen Sie uns, wie bzw. warum Sie zu dem Beruf des Chemielehrers gekommen sind und wie Sie an der Leibniz-Schule "gelandet" sind!

Mein Name ist Thomas Musolf, ich wurde 1960 in Berlin geboren. Während meiner Schulzeit am Walther-Rathenau-Gymnasium in Berlin Wilmersdorf hatten meine Eltern meine chemischen Experimente zu Hause nicht immer ohne Sorgen verfolgt. Damals konnte man in einigen Apotheken nicht nur Soda, sondern auch gefährliche Stoffe wie Brom kaufen. Mich hat schon zu dieser Zeit fasziniert, dass es Wege gibt, Stoffe in andere zu verwandeln. Das schien für mich an Zauberei zu grenzen.

Der Entschluss, noch mehr über diese magische Naturwissenschaft zu erfahren, und die Zusammenhänge anderen zu vermitteln war nach meinem Abitur (1979) schnell entstanden. Während meines Studiums an der Freien Universität Berlin (1980-1988) mit den Studienfächern Sport und Chemie für das Amt des Studienrats schälte sich noch ein anderes Interesse heraus: Nämlich inwiefern Chemie auch die Umwelt beeinflusst. Als 1986 durch einen Brand einer Lagerhalle des Chemiekonzerns Sandoz Tonnen von hoch giftigen Pestiziden und Insektiziden in den Rhein gelangten und es zu einem gigantischen Fischsterben kam, wollte ich darüber meine Examensarbeit schreiben. Mit den Worten "Papperlapapp" wurde mein Vorschlag abgetan und so schrieb ich über die "spannende" Chemie der Aldonolactone.

Wenn ich heute sehe, wie sich vor allem die Jugendlichen für die Gesundheit unseres Planeten und damit natürlich auch für die Überlebenschance vieler Lebensformen auf der Erde einsetzen, schäme ich mich ein wenig dafür, dass ich damals klein beigegeben habe und über ein Giftstoff meine Arbeit schrieb, die eine Froschart produziert und Menschen als Pfeilgift verwendeten, statt meine Arbeit über die großen Schäden zu schreiben, die entstehen, wenn man mit Gefahrstoffen nicht sachgerecht umgeht.

Nach meinem Referendariat und meiner zweiten wissenschaftlichen Staatsprüfung (1991) verdiente ich als Berliner Taxifahrer weiterhin, wie auch während des Studiums, mein Lebensunterhalt und arbeitete nebenbei als Dozent für das Fach Physik bei der Beruflichen Bildung e.V., die sich zur Aufgabe machte, jungen Leuten ohne Hauptschulabschluss eine zweite Chance zu geben. Schon hier begriff ich, dass offene Lernaufgaben der Schlüssel für ein produktives Arbeiten mit Lernenden sein kann.

Von 1992 bis 1999 arbeitete ich als Studienrat an der Theodor-Fontane-Oberschule (Realschule) in Berlin, Moabit und übernahm die Aufgaben eines Fachleiters für Chemie und Sport. Dem doch hohen Konfliktpotential der Kids im Kiez versuchte ich erfolgreich durch die Einführung einer Jungengruppe zu begegnen.

Nach sieben Jahren wollte ich nun auch endlich Chemie über die 10. Klasse hinaus unterrichten und wechselte ans Ulrich-von-Hutten-Gymnasium in Berlin, Lichtenrade, dass ich nach wie vor in aller bester Erinnerung in meinem Herzen berge.

Im Schuljahr 2001/2002 nahm ich ein Erziehungsjahr und wurde danach an die Gustav-Heinemann-Oberschule (Gesamtschule mit Oberstufe mit fast 1500 Schüler*innen) in Berlin (Marienfelde) versetzt, da dort Chemiekollegen dringend benötigt wurden. Hier unterrichtete ich Schüler*innen in allen Niveau-Kursen bis einschließlich Leistungskurs Chemie bis 2009, also sechs Jahre, die von einem Sabatical Jahr unterbrochen wurden.

Seit dem Schuljahr 2009/2010 bin ich am Leibniz-Gymnasium in Berlin Kreuzberg tätig, was mir einenkürzeren Arbeitsweg ermöglichte (2013).

Seit dem Schujahres 2016/17 arbeite ich zusätzlich als Schulberater für den Berliner Senat mit dem fachlichen Schwerpunkt Naturwissenschaften / Chemie für die Regionale Fortbildung im Verbund 2 (Neukölln, Friedrichshain-Kreuzberg, Tempelhof-Schöneberg). In diesem Kontext biete ich Regionalkonferenzen für fachverantwortliche Lehrer*innen der Bezirke und Fortbildungen verschiedenster Art an. Ich biete aber auch Fortbildungen an, die allgemeiner Art sind, wie z.B. "Gesund durch den Schulalltag - Strategien und Lösungen".

Seit dem Schuljahr 2017/18 betreue ich auch Schulen in ihrer Schulentwicklung im Rahmen der pädagogischen Werkstatt der deutschen Schulakademie (Robert Bosch Stiftung). Hier geht es vor allem darum, den Schulen ein Konzept anzubieten, dass auf ein selbständiges, selbstorganisiertes Arbeiten der Schüler:innen abzielt. Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ändern sich nicht nur kontinuiertlch, sondern auch rasant. Schule muss da mithalten. Heute sind ganz andere Kompetenzen angesagt als noch vor ein paar Jahren.

 

Wen wollen Sie mit Ihrer Website erreichen?

In erster Linie ist chemiezauber.de für Schüler*innen gedacht, die chemische Zusammenhänge noch einmal in Ruhe nachlesen möchten oder Zusammenhänge neu entdecken wollen. Wenn Sie so wollen, so besitzt die Website auch den Charakter eines Nachhilfeunterrichts. Ich habe mich daher bemüht, die "chemische Sprache" so einfach wie möglich zu halten. Sämtliche Themen sind inhaltlich, didaktisch und auch vom Schwierigkeitsgrad her an einem "roten Faden" aufgezogen, was diese Website meines Erachtens besonders macht.  Hier spiegelt sich doch meine langjährige Erfahrung wider.

Die Themen sind dem Berliner Rahmenplan angelehnt und berücksichtigen den zeitlichen Rahmen, der für den normalen Unterricht zur Verfügung steht. Insofern ist dies auch eine gute Orientierung für unterrichtende Kolleginnen und Kollegen.

Die Textverlinkung zum Lexikon der Website bietet zusätzlich die Möglichkeit, schnell an wichtige Informationen und Zusammenhänge zu kommen. Einige Übungstests, die ein sofortiges Feedback  ergeben, runden das Paket ab.

Gleichzeitig dient die Website meinen registrierten Schülerinnen und Schülern einen Downloadbereich, in dem sie sich die Arbeitsmaterialien downloaden können. Das ist in erster Linie für die Schüler*innen gedacht, die Unterricht versäumt haben.

Auf meiner Website registrieren sich zunehmend immer mehr Kolleginnen und Kollegen, die an den von mir ausgearbeiteten und mehrfach erfolgreich angewendeten Unterrichtsmaterialien interessiert sind. Für 30 € pro Jahr können diese Kolleginnen und Kollegen über 1000 Dateien für ihren Unterricht benutzen und für ihre Lerngruppen entsprechend anpassen. Das sind nicht nur einfache Arbeitsbögen. Sie enthalten oft auch didaktisch aufgearbeitete Arbeitsaufträge, die neue Anregungen für die eigene Unterrichtplanung bieten. Lernerfolgskontrollen, Klausuren und Test, alle mit einem Erwartungshorizont versehen, runden das Angebot an Arbeits- bzw. Aufwandsbelastung der Kolleginnen und Kollegen ab.

Dieses Kontingent wird von mir ständig erweitert, wobei nur mehrfach erprobte Materialien in dieses Areal Einzug erhalten.

Die Einnahmen aus den Abos sichern den Fortbestand und die weitere Ausarbeitung meiner Website. DANKE!!

 

Haben Sie Familie?

Ja, aber die entscheidet selbst über den Grad an Öffentlichkeit.

 

Haben Sie ein Hobby?

Ich besaß ein kleines Tonstudio zu Hause, und wenn es mir die Zeit erlaubte, spielte ich Gitarre, etwas Bass und sang auch dazu. Mit Software und anderer Hardware wurde dann alles abgemischt. Es gab auch schon mal öffentliche Auftritte; das ist aber schon lange her. Wollen Sie mal in meine Musik hinein hören?

 

list starWrapped Around Your Finger (Sting) - Cover

 

list starFields Of Gold (Sting) - Cover

 

 

list starSaturday Night (Hermann Brood) - Cover

 

 studio-klein

Sie scheinen Sting zu mögen. Ist das Ihr favorite?

Na ja, es gibt viele Musiker, die mein Herz berühren aber leider recht unbekannt sind. Da wäre zum Beispiel Tom McRae. Bei solch einer Musik bekomme ich Gänsehaut - und das mag ich, weil es mich eben nicht nur vom Text, sondern auch körperlich berührt.

Tom McRae (Mermaid Blues)

Leider komme ich schon seit langer Zeit nicht mehr zum Musizieren. Um wirklich kreativ zu sein braucht man viel Zeit und vor allem den Kopf frei. Da will ich dran arbeiten!

Aber ich habe ein neues Hobby wiederentdeckt:

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Was mögen Sie an Ihrem Beruf?

  • Was mich in der "Mühle" Schule am Laufen hält sind die glänzenden Augen der SchülerInnen, wenn sie Zusammenhänge erkennen, die für ihren Alltag einen neuen Erkenntnisgewinn bedeuten.
     
  • Wenn Schüler infolge tieferen Verständnisses neue Ideen und Lösungsansätze probieren.
     
  • Wenn Schüler meinem Unterricht kritisch begegnen und damit zeigen, dass sie Bedürfnisse zum Ausdruck bringen können.
     
  • Die Komplexität der Arbeitsanforderungen und die Lebendigkeit, die sich durch den Umgang und durch die Auseinandersetzung mit Kindern und Jugendlichen und den Kolleginnen und Kollegen ergibt.
     
  • Das Bewusstsein, am gesellschaftlichen Prozess beteiligt zu sein.

  • Die neuen Möglichkeiten, die sich durch die Digitalisierung ergeben. Und damit meine ich nicht ein Showdown von Apps.

 

Was mögen Sie nicht an Ihrem Beruf?

  • In meinem Umfeld sehe ich viele hoch engagierte Kolleginnen und Kollegen, die viel Zeit und Energie für unsere Kinder und Jugendlichen invenstieren. Ich bin immer sehr betrübt, wenn das andere nicht sehen oder nicht anerkennen wollen. Die gesellschaftliche Anerkennung für den Beruf beginnt sich aber derzeit zu verändern. Das mag auch daran liegen, dass fachlich und didaktisch gut ausgebildeten Lehrer:innen "Mangelware" geworden sind.
     
  • Viele Kollegen und Kolleginnen arbeiten als "Single" für sich und erkennen nicht, dass eine gemeinsame Planung letztendlich viel produktiver und auch zeiteffizienter ist. Schule muss aber auch die Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit unter den Kolleginnen und Kollegen bereitstellen. Das Rad muss nicht immer von neuem erfunden werden.
    Dies ist auch eigentlich eines meiner Gründe, warum ich diese Website ins Leben gerufen habe. Ich habe schon einige Kolleginnen und Kollegen kennengelernt, die aus dem Berufsleben ausgeschieden sind und ihre ganzen Tricks und Erfahrungen nicht weiter gegeben haben. Was für ein Verlust! Die Konzeption von "chemiezauber.de" versucht hier durch Beiträge von Kolleginnen und Kollegen entgegen zu wirken. Das hat leider bisher noch nicht funktioniert. Das Forum wird von Kolleginnen und Kollegen nicht dafür benutzt, sich didaktisch auszutauschen. Schade! Meine Website ist offensichlich aber für viele Lehrer:innen eine Plattform, um Inspirationen und Informationen für ihren eigenen Unterricht abzugreifen.

 

Was würden Sie an Schule ändern?

Ich glaube an vernetztes Lernen. Unser Gehirn funktioniert ja auch so! Man stelle sich das Thema Luft in verschiedenen Fächern aufeinander abgestimmt vor. In Musik könnten die Dur-Akkorde, in Physik der Auftrieb an der Tragfläche eines Flugzeuges, in Biologie die Photosynthese, in Sport das Minitrampolin usw. ...in Arbeitsgruppen unterrichtet werden. Die Farbenlehre von Goethe verknüpft mit dem Oberstufenthema Farbstoffe ... Es gibt unzählige Möglichkeiten.

Die Max Brauer Schule oder die Laborschule Bielefeld bieten diesbezüglich solche Verknüpfungen. Sie sind auch meines Wissens sehr erfolgreich. Warum werden Schulreformen nicht an solchen erfolgreichen Konzepten angelehnt? Stattdessen erleben wir eine Flut von Schulreformen, wobei auch erfolgreiche Strukturen zerstört werden. So gab es in Berlin eine sehr gut funktionierende Hauptschule, die in enger Kooperation mit verschiedenen Firmen gearbeitet hat. So konnten die meisten Schüler erfolgreich ins Arbeitsleben integriert werden. 

Ich glaube, dass sich Schule zunehmend um Verhaltensstörungen bzw. Entwicklungsstörungen von Kindern und Jugendlichen professioneller kümmern muss. Schule ist schon längst nicht mehr reine Wissensvermittlung. Die Ausstattung von mehr Schulpsychologen, die auch Kinder im Unterricht begleiten, ist dringend geboten.

Durchhaltevermögen, mit negativ empfundenen Erlebnissen produktiv umgehen, Visionen erfahren und Pläne schmieden, sich durchsetzen, freundlich und hilfsbereit sein, Empathie im Bewußtsein zu haben. All diese  soft skills sind so wertvoll für die Zukunft unserer Gesellschaft. Schule muss das meiner Meinung nach unbedingt fördern!

 

Vielen Dank für das Gespräch

;)

 

 

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