Chemie am Menschen - Kunststoffe
1838: Renault synthetisiert PVC |
Entwicklung |
1868
Hyatt stellt den ersten Thermoplast her
Im 17. und 18. Jahrhundert spielte der Adel besonders gerne Billard. Die teuren Billard Kugeln aus Elfenbein hatten jedoch einen Nachteil: Die Kugeln liefen nicht immer geradeaus. Das lag daran, dass Elfenbein als ein Naturprodukt Dichteunterschiede aufweist, die Oberfläche leichte Unebenheiten zeigt und sich die Spielkugeln relativ schnell abnutzen. Deshalb mussten sie nachgeschliffen werden, wodurch sich die Größe aber auch die Form leicht änderte. Zu allem Überdruss des Adels wurde das Elfenbein knapp.
Die amerikanische Firma Phelan and Collander - Michael Phelan war selbst Billard-Spieler - schrieb 1863 einen Preis von 10.000 $ für denjenigen aus, der ein besseres Ersatzmaterial für Billard-Kugeln liefern könnte [2].
18 Jahre zuvor, 1845 [3], entdeckte der deutsche Chemiker Christian Friedrich Schönbein zufällig, dass unter Einwirkung von Nitriersäure (Gemisch aus Salpetersäure und Schwefelsäure) auf Baumwolle ein explosiver Stoff, Cellulosenitrat oder auch Schießbaumwolle genannt, entsteht.
Die Entdeckung soll sich folgendermaßen zugetragen haben: Er verschüttete auf seinem Labortisch sowohl Schwefelsäure als auch Salpetersäure und wischte beide Säuren mit seiner Laborschürze auf. Nachdem er diese zum Trocknen über den Ofen hing, verbrannte sie rückstandslos.
Um Schießbaumwolle zu "zähmen" lösten die amerikanischen Brüder Hyatt 1868 [3], nach einem Vorschlag des Engländers Parkes, Schießbaumwolle in einem Gemisch von Kampfer und Alkohol. Das Ergebnis war ein neuer Stoff den sie "Celluloid" nannten und der Eigenschaften aufwies, die damals sensationell waren: Celluloid ist klar durchsichtig wie Glas, jedoch zäher als Leder. Man konnte ihn färben und sogar bei niedrigen Temperaturen zu einer plastisch-fließenden Substanz schmelzen und somit auch in Formen gießen! Damit hatte John Wesley Hyatt den ersten thermoplastischen Werkstoff erfunden, mit dem man nicht nur Billard-Kugeln herstellen konnte, sondern auch Tischtennisbälle, Knöpfe und vor allem als Trägermaterial, um fotografische Filme zu fixieren. Die Filmindustrie wurde der Hauptabnehmer des Celluloids. Ein großer Nachteil des Celluloids war jedoch die leichte Entflammbarkeit.
1872 bauen die Brüder Hyatt eine "Stopfmaschine", ein Vorläufer einer Spritzgießmaschine, zum serienmäßigen Herstellen von Formteilen aus Celluloid [3].
Interne Links
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[1] Auctionata, Drei Billard-Kugeln aus Elfenbein für Carambolage, um 1900, am 22.04.14 abgerufen
[2] Die Entwicklung des Spritzgießens, Friedrich Hohannaber, am 21.04.14 abgerufen
[3] Deutsches Kunststoffmuseum, am 21.04.14 abgerufen
[4] Teaserbild Filmrolle: Celluloid, flas100 - Fotolia.com