1935: Die Entwicklung einer Kunstfaser löst die Seidenraupe ab
Chemie am Menschen - Kunststoffe
Entwicklung der Kunststoffe |
1935
Die Entwicklung einer Kunstfaser löst die Seidenraupe ab
In der Firma DuPont, die Mitte des 19. Jahrhunderts der größte Sprengstofflieferant für das US-Militär war und in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts sich zunehmend auf die Werkstoffwissenschaft konzentrierte, arbeitete der Chemiker Wallace Hume Carothers (Bild links) als Forschungsleiter. 1930 synthetisierte sein Labor einen Kunststoff, den man je nach Weiterverarbeitung als Klebstoff oder elastisches Material mit hervorragenden Wärmeisolationseigenschaften verwerten konnte. 1932 brachte die Firma DuPont diesen Synthesekautschuk auf den Markt. Ab 1938 trug es den Namen Neopren. Heute verbindet man mit dem Namen die Taucheranzüge.
Am 28. Februar 1935 meldete Carothers ein Patent an, wonach er eine vollsynthetische Faser nur aus Kohlenstoff, Wasser und Luft herstellen konnte. Diese Polyamidfaser mit dem Markennamen Nylon (Polyamid 6,6) war glänzender und leichter als die Naturseide, feiner als herkömmliche Textilfasern und dennoch sehr reißfest, knitterfrei, elastisch, gegen Laugen und Hitze unempfindlich, gut färbbar und im Vergleich zur Schwiegermutterseide aus dem Jahre 1838 nicht entflammbar.
Bei einem Probeverkauf im Jahre 1938 wurden sämtliche 4000 Paare Nylonstrümpfe innerhalb kürzester Zeit verkauft. Zunächst wurden jedoch die Borsten von Zahnbürsten aus Nylon hergestellt. Zwei Jahre später war man in der Lage Nylonstrümpfe großtechnisch herzustellen. Als am 15. Mai 1940 der Verkauf begann, wurden die Läden von Frauen fast überrannt. Im Nu waren an diesem Tag fünf Millionen Paare Nylonstrümpfe verkauft. Carothers konnte diesen Erfolg nicht mehr miterleben. Er litt unter schweren Depressionen und nahm sich 1937 durch Einnahme von Zyankali das Leben.
Link: Nylonsynthese
Der deutsche Chemiker Paul Schlack, in der Kunstseidenfabrik in Wolfen beschäftigt, wurde 1935 zu Studienzwecke an die amerikanische Firma DuPont delegiert. 1938 entwickelte er ebenfalls eine Polyamidfaser (Polyamid 6), die später den Markennamen Perlon erhielt. Es war die deutsche Alternative zur amerikanischen Kunstfaser. Perlon wurde jedoch zunächst unter Geheimhaltung im 2. Weltkrieg verwendet (z.B. Seile für Fallschirme, Borsten zur Waffenreinigung). Erst ab 1949 wurde Perlon für die Herstellung von Damen- und Herrenstrümpfe benutzt.
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Bildquellen:
Bild von Carothers, Wikipedia, am 03.05.14 abgerufen
Nylonstrümpfe, Africa-Studio - Fotolia.com
Literatur:
Wirtschaftswundermuseum.de, Nylonstrümpfe / Perlonstrümpfe, am 03.05.14 abgerufen
Planet-wissen.de, Nylon, am 03.05.14 abgerufen
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